DORFFRISEUR
Wer bei diesem Wort Negatives denkt, darf gerne weiterlesen.
Könnte für meine erste Kolumne waghalsig sein, wenn ich mir nur nicht so sicher wäre, dass es für die meisten eben ein negatives Branding beschreibt.

Für mich selbst ist es eine direkte Verknüpfung zu einem Kopfkino, das Bilder enthält, auf denen ich mich genauso wenig sehen möchte, wie auf denen meiner Konfirmation.

Dabei beschreibt mich das Wort eigentlich schon sehr gut.
Bestehend aus den Silben Dorf und Friseur trifft beides schließlich auf mich zu.
Wäre mein Wohnort hingegen städtisch, klingt das Ganze beschrieben mit dem Wort „Flagship-Store“ schon bedeutend kultureller.
Wo genau ist aber da die Logik und was besagt der Ort über die Qualifikationen?

In einer Branche (die mir sehr am Herzen liegt), die an Oberflächlichkeiten, aber auch an Toleranzen kaum zu übertreffen ist, entscheidet also der Ort über die Fähigkeiten des Einzelnen?
Begründungen wie fehlende Inspirationsquellen möchte ich mit gnädigem Blick auf den Kalender entkräften.
Die Existenz des Internets und die Möglichkeit, mit den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln die Welt zu bereisen, bringt uns zu den Quellen der Inspiration, egal ob nah oder fern.
Kollektionen inspiriert aus der Natur werden auch eher selten in U-Bahnhöfen entwickelt.
Als Educator kann ich Euch eins sagen, es ist nicht der Ort, der entscheidet und es ist auch nicht die Schublade, die den Friseur gefangen hält.
Talent, Wissen und der Blick über den „Stadtrand“ sind es, die die Spreu vom Weizen trennen.
Eine Warnung jedoch gibt es. Es sind die frisierten Puppenköpfe wohnhaft in Schaufenstern, vor denen ihr Euch in Acht nehmen solltet. Seht sie als verstecktes Hinweisschild, diesen Besuch noch mal zu überdenken, bevor der Höllenschlot alias Eingangstüre Euch Eure Frisur kostet.

Herzlichst
Betta